In Leipzig regt sich Protest gegen das „euro-scene“ Festival wegen antiisraelischen Teilnehmern
Die Eröffnung des jährlich stattfindenden Festivals „euro scene“ für zeitgenössischen Tanz und Theater in Leipzig am Dienstag wird in diesem Jahr von Protesten begleitet. Der Grund: Eröffnen soll die belgische Theatergruppe „Les Ballets C de la B“, die sich seit Jahren am kulturellen Boykott von Israel beteiligt. Wie auf der Internetseite des Ensembles nachzulesen ist, unterstützen die Künstler die weltweite Kampagne „BDS“ (Boykott, Divestment and Sanctions) [1], die zum Boykott israelischer Künstler, Unternehmen und Waren aufruft. Der Choreograph der Gruppe, Alain Platel, war bereits im Sommer dieses Jahres als Befürworter von BDS auf der umstrittenen Ruhrtriennale aufgetreten, wo es zur Debatte über Antisemitismus in der deutschen Kulturbranche kam. Der Bundesbeauftragte für Jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, Dr. Felix Klein, hat BDS wiederholt als „im Kern antisemitisch“ bezeichnet, da sie den jüdischen Staat zu isolieren und delegitimieren versucht.
Auf kritische Nachfragen im Vorfeld verteidigten die Veranstalter von „euro scene“ die Auswahl der Theatergruppe. Festivaldirektorin Ann-Elisabeth Wolff berief sich in einer Stellungnahme auf das Recht auf freie Meinungsäußerung der Künstlerinnen und Künstler. Da das betreffende Stück nicht um den Nahostkonflikt, sondern um Afrika handele, sehe sie keine Veranlassung, die Einladung zu widerrufen.
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft in Leipzig kritisiert den Umgang des Theaterfestivals scharf: „Kurz vor dem 80. Jahrestag der Novemberpogrome eröffnet das euroscene-Festival sein Programm mit einer Gruppe, die Israelis mit Nachdruck aus dem kulturellen Leben ausschließen will. Es ist unerträglich, dass am 6. November BDS-Unterstützer im Schauspiel auftreten, bevor drei Tage später und wenige Schritte entfernt den Opfern antisemitischer Verfolgung in Leipzig gedacht wird“, sagte der Vorsitzende Matheus Hagedorny. Die Reaktion der Festivaldirektorin auf Kritik zeige, dass sie bereit ist, antisemitische Diskriminierung als legitime politische Meinung zu akzeptieren.
Aus dem Stadtrat kommen deutlichere Signale: Die Fraktionen der SPD, Grünen und CDU legten vergangene Woche unter dem Titel „Gegen jeden Antisemitismus“ einen weitreichenden Antrag vor, der Israelfeindlichkeit verurteilt und Unterstützer antisemitischer Boykottbewegungen von städtischen Fördergeldern und Räumlichkeiten ausschließen soll.
„Die Stadt Leipzig unterhält seit vielen Jahren starke und vielseitige Beziehungen zu ihren israelischen Partnern, nicht zuletzt zu ihrer israelischen Partnerstadt Herzliya“, so die Pressesprecherin der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Leipzig, Anja Thiele. Es bedürfe klare Regeln in der Verwaltung, um weitere Störversuche gegen den internationalen Austausch zu unterbinden: „Wir hoffen, dass der Antrag eine breite Mehrheit im Rat erhält und dazu beiträgt, die Stadtgesellschaft gegenüber antisemitischen Bestrebungen zu sensibilisieren.“
[1] http://www.lesballetscdela.be/en/#/news/232
Leipzig, den 5. November 2018