Schlafstunde und Zionismus – Die letzten Jeckes in Israel

Vortrag von Oliver Vrankovic (Amidar, Israel)
im Rahmen der Jüdischen Woche

Dienstag, 25. Juni 2019, 19 Uhr
Volkshochschule Leipzig
(Löhrstr. 3-7, 04105 Leipzig, Germany
)

Obwohl ihnen Deutschland für immer verleidet wurde, kam es für die Jeckes — die deutschen und kulturdeutschen Juden — nach ihrer Auswanderung zu keinem Ablösungsprozess von ihrem kulturellen Erbe. Die heute Hochbetagten trafen in jungen Jahren auf ein von osteuropäischen Pionieren dominiertes jüdisches Gemeinwesen, das ihnen viel Argwohn entgegenbrachte. Der Wechsel von der deutschen in die eretz-israelische Heimat verlief als schwieriger Prozess von Negation und Affirmation. Trotz ihrer holprig verlaufenden Integration haben die Jeckes überproportional viel zur gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung des
jüdischen Gemeinwesens und später des jüdischen Staates beigetragen. Israel wurde durch die deutschen und kulturdeutschen Juden erkennbar geprägt. Aus den Einwanderern aus Deutschland wurden Israelis. Israelis, die Deutsche geblieben sind.

Ein Vortrag über die letzten Jeckes; jene deutschen und kulturdeutschen Juden, die in den 30er Jahren nach Palästina geflüchtet sind und zu Mitbegründern des Staates Israel wurden.

Oliver Vrankovic arbeitet in einem israelischen Elternheim der Organisation für Einwanderer mitteleuropäischer Herkunft und kennt die Bewohnerinnen und Bewohner und deren persönliche Geschichte, die mit der Weltgeschichte eng verflochten ist, aus nächster Nähe. Sie stammen aus Familien, die sich in Mitteleuropa wohl fühlten und integriert glaubten. Noch heute sind in ihnen die Abdrücke jenes liberalen Bürgertums zu erkennen, das in Europa längst untergegangen ist.